Sozialraumanalyse in Stadtbergen

Veröffentlicht am 19.02.2009 in Kommunalpolitik

Die Sozialraumanalyse für Stadtbergen schaut in Teilbereichen nicht günstig aus, es gibt keinen Anlass die Hände in den Schoss zu legen und zu behaupten, hier wäre die Welt in Ordnung. Lesen Sie meinen Beitrag im Stadtrat am 19.02.2009.

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

vor uns liegt die Sozialraumanalyse, das Landratsamt hat angesichts zahlreicher Zahlen Vergleiche der unterschiedlichen Gemeinde und Städte erstellt. Die Leistungen der Jugendhilfe, die Unterstützung und Hilfe für Kinder, Jugendliche und Familien in besonderen Erziehungs- und Lebensschwierigkeiten anbietet, sind umfassend und umfangreich: Erziehungsbeistandschaften, Sozialpädagogische Familienhilfe, Erziehung in Tagesgruppen, Vollzeitpflege oder im schwierigsten Fall Heimerziehung sind unterschiedliche Komponenten.

Die Welt hat sich verändert, es ist nicht mehr die heile Welt, in dem Kinder und Jugendlichen sorgenfrei aufwachsen und in eine gute Zukunft schauen. Gerade Jungen sind besonders gefährdet, ihnen gehen die Visionen und der Glaube an die Zukunft verloren.

Alleinerziehende Mütter und Väter, Eltern, die sich trennen, Kinder und Jugendliche, die angesichts des mannigfaltigen Angebots unserer Marktwirtschaft vom „rechten“ Weg abkommen. Im Blickfang stehen die die Zahlen des Landkreises Augsburg und heute Abend im Fokus die Indikatoren für die junge Stadt Stadtbergen.
Ich greife ein paar Blitzlichter heraus, die uns, der SPD Fraktion ganz besonders aufgefallen sind:
• 38 Fälle sind in Erzieherischen Maßnahmen untergebracht, erschreckend Stadtbergen liegt in absoluten Zahlen an 6. Stelle, 10 Kinder sind in Vollzeitpflege, 10 Kinder sind in Heimerziehung. Neben Gersthofen und Königsbrunn die höchsten Werte.
• Alleinerziehende sind einem besonderen Druck unterworfen: die Erwerbstätigkeit mit der Erziehung in Einklang zu bringen wird immer schwieriger, in Stadtbergen erziehen 445 Frauen oder Väter ihre Kinder alleine, für diese Gruppe muss es ein spezielles Angebot geben, zu dem ich später noch komme.
• Die Armut ist heute nicht mehr versteckt, 507 Menschen beziehen SGB II-Leistungen, 66 Frauen oder Männer davon sind alein erziehend, 140 Kinder und junge Menschen zwischen 0 und 24 Jahren sind arm.

Diese Ergebnisse für die Stadt Stadtbergen stellt uns vor die Frage, ob die Soziale Stadt Stadtbergen ihrem Anspruch gerecht wird. Ich glaube unsere Stadt stellt mit ihren kirchlichen Organisationen, dem Haus der Familie, den Vereinen, dem Seniorenbeirat und vielen anderen Angeboten eine breite Palette zur Verfügung.

Trotzdem fallen einige aus dem Netzwerk: Arbeitslosigkeit, Scheidung, Finanzielle Sorgen, plötzlich auftretende familiäre Veränderungen schleudern die Menschen aus der Bahn.
Es stellt sich die Frage, sind die öffentlichen Angebote den Menschen bekannt, wenn sie auftreten? Oder falls sie bekannt sind, nehmen die Menschen die Angebote wahr oder ist die Schwellenangst zu hoch?

Menschen, die allein erziehend sind, Eltern, die sich scheiden lassen, Menschen, die arbeitslos werden, ziehen sich aus der Gesellschaft zurück: Kinder dürfen nicht mehr zum Sport, nehmen weniger das öffentliche Angebot wahr wie Schwimmen oder Kultur im Bürgersaal.

• Ich bitte zu prüfen, ob es nicht möglich ist mit der Ausgabe des früheren Stadtberger Marktausweises gerade diesen Menschen den Eintritt zum Schwimmbad zu erlassen, den Eintrittspreis für den Bürgersaal zu reduzieren.
• Weiterhin ist zu prüfen, ob es nicht möglich ist, die Kinder beitragsfrei im Sportverein zu belassen.

• Alleinerziehende sind gezwungen zusätzlich Geld zu verdienen, oftmals sind es die Jobs, die in den Abendstunden oder am Wochenende angeboten werden. Ist es nicht auch Aufgabe unserer Stadt ein Betreuungsangebot zu entwerfen, dass dieser nicht freiwilligen Nachfrage nachkommt. Ich schlage vor, dass die Verwaltung sich zu diesem Thema Gedanken machen und einen ganzheitlichen Lösungsvorschlag anbieten, z.B. auf die Frage „Ich arbeite am Sonntag im Cafe zwischen 12 und 18 Uhr, wo bringe ich meine Kinder im Alter von 6 und 8 unter?“

• Eltern, die in Scheidung leben, Menschen mit Kindern, die arbeitslos werden, wer merkt es zuerst: die Angestellten des Kindergartens und der Schule. Ich bitte die Schulleitung Frau Scherer in Leitershofen und Frau Fink in Stadtbergen ihre Kollegenschaft über das Angebot der Jugendhilfe zu schulen, Ansprechpartner und Telefonnummern zusammenzutragen und bei betroffenen Menschen die Initiative zu ergreifen, um ihnen zu helfen. Schnelle Hilfe ist gefragt.

• Wir haben mit dem Haus der Familie eine sehr gut funktionierende Einheit für die Familienförderung in der Stadt, die Verantwortlichen sollen ein spezielles Angebot auflegen für die unterschiedlichen Indikatoren, in denen Stadtbergen nicht so gut darsteht. Dieses Angebot sollte von der Stadtverwaltung finanziell unterstützt werden.

• Im Seniorenbeirat, im VdK gibt es Menschen, die gerne helfen wollen. Warum nutzen wir dieses Angebot nicht und machen diese Dienste bekannt.

• Zuletzt die Kirchen, die eine sehr wichtige Rolle spielen, dort ist ein Podium für Selbsthilfegruppen, familiäre Weiterbildung in schwierigen Situationen. Ich bitte die Kirchen sich zusammen zu tun, ihr Angebot zusammen zu tragen und den Schulen und Kindergärten einheitlich zur Verfügung zu stellen.

Ich stelle mir für Stadtbergen eine Initiative vor unter dem Thema „Von Mensch zu Mensch“ mit der Zielstellung Familien und Menschen in schwierigen Situationen eine Heimstatt zu geben mit Unterstützung damit umzugehen und zu lösen.

Der Kultur- und Sozialausschuss soll sich die Aufgabe setzen für jede Zielgruppe, in denen Stadtbergen über dem Durchschnitt liegt, mit den oben geschilderten Maßnahmen eine Lösung anzubieten. Nun gilt es in regelmäßigen Abständen Zahlen zu bekommen, welches Angebot wie häufig in Anspruch genommen wurde und zu prüfen ob ergänzende Maßnahmen notwendig sind und Besserungen eingetreten sind.

Schlimm wäre es, wenn wir den Sozialbericht zur Kenntnis nehmen, uns selbst sagen, so schlimm ist nun auch wieder nicht und nichts unternehmen – das ist nicht die Verantwortung des Stadtrates. Die SPD-Fraktion ist der Verantwortung nachgekommen Lösungen anzubieten.

 
 

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